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Das Vielleicht-Bier als ontologische Seinsgröße
von Ulrich Stolte
"...vielleicht ein Bier....."-war das nicht doch ein Traum? War es das
Streben eines Mannes, der zum Augenblicke sagen konnte, vertrinke doch
ein Bierchen noch?
Wir alle kennen den Mann. Wir kennen seine republikanischen Reden, wir
kennen seine demokratische Urgewalt, und wir kennen auch die Geschichte
der modernen Medizin. Eine Geschichte, in die wir zurück müssen,
um zu erkennen, was dem Weltalter gebricht, zurück, von den High-Tech-Zentren
der Reparatur-Therapien zurück zu den Spitälern der Johanniter
im Heiligen Lande und weiter zurück in die Bärenhöhlen der
Schamanen, von der Krankenpflege zur Prankenpflege.
Damals sagte man: Laßt uns die Mistel heben, laßt uns denken
an den, der da kommen wird. Denn das war Walter, der wahre Walter, jenseits.
Er wußte die heiltränke der demokratie zu rühren, er versah
sichs aufs Gesunden. Er war ein Mann voll Reinheit.
Wasser! Das nahm er, das gab ihm die Brauchbarkeit,
die Grenzgemarke. Der Kubus verwirft sich, die Pyramide, die säule.
Es macht sich kundig und die geraden Facetten kurvig und biegt um den Körper
herum, Steine am Fluß.
Hefe! Sie gelingt ihm ohne heftiges Rütteln.
Malz! Quarz und anderes dazu, auf eigene Weise selbst
lebendig als ob in der Gewalt der Erde geboren und in jahrtausenlangem
Kreißen an die Oberfläche gepreßt.
Hopfen! Geradzu die Alchemie des Plastischen, dem
Wesen Leonardos nicht unverwandt, Paraphrasen, Leitmotive, Wiederholungen.
Vier sind es an der Zahl, vier Elemente, aus denen ein Gott unser Leben
erschuf. Und dunkel rollte das fünfte, das Feuer, heran. Hermes Trismegistos
nannte es das fünfte Bein am Rad der Gnosis. Doch was nachher kam,
sah und siegt, machte ihn stumm. Ja, auch die Päpste wußten
zu brennen und erkannten, was klüglich zu vernichten sei. Dunkle Jahre
folgten, der Marmor zerfiel und die Ziegel sprangen klirrend von den Palästen,
als Baumaterial der der Kalkbrenner und Futter für die Schweine. Doch
so festgefügt die Steine hernach auch sein mochten, sie trugen doch
den Todeskeim mächtig entwickelt in sich. Klöster waren es und
Manufakturen, immer wieder auf die Spitze gestellt, die beiden antagonistischen
Grundformen zwischen Antas und Gonos, da braute sich was. Galilei war schon
blind, als Leibniz sehend wurde. Welt will Wolle, glaubte noch der frühe
Schopenhauer, Bräute sind irgendwie komisch, lachte da Zarathustra
und tanzte. Es braute sich was, ja, es braute sich was.
Das gor noch lange im Leben und im Staate Dänemark, das war kein Wein
aus Hellas, und kein Bacchus sang die Melodie Heiterkeit, das war kein
taumelnd Feuertrunken, das war mehr. Das goß sich aus über die
WElt des Seienden, das war BIer unendlichen Verstehens, das war mehr als
BIer, war das Vielleicht: Das Seiende, das Jetztseiende, das ewig Seiende,
der Seier schlechthin, und hindurch rauschte der Trunk der Trünke,
unfiltriert.
Und immer noch sagten die Narren "viel Leichtbier", Menschen, die gar nicht
imstande waren zu begreifen, daß es nicht das war, was Prof. Jens
uns sagen wollte. Denn der sprach vom Ontologisch-Seienden des Wesenden!
Das kam im Protozolikum, das erhob sich im Pleistozän, der Stoßzahn
bummerte gegen die Weltenuhr, es ward, verging, ward abermals und die theolokratisch
jetzig wahre Geworfenheit, dies hier und jetzt Entstandene, die Metaebene,
erfühlte er mit den Fingerspitzen. Aus dieser Antithese entstand die
Welt. Die ontologische Seinsgröße zwischen viel Leichtbier und
Vielleicht-Bier. Dankbar senken wir die Stirnen, geblendet vom Abbild des
Lichts. Und einer, der es immer gewußt hat, der Meister, der fein
geschnitzelte, der Weiseste der Alten Götter, schaut jetzt zum Weisen
der neuen Akademie, und sie beide lächeln sich zu - durch die Jahrtausende.
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