Unser Huhn
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Eine kleine GeschichteMeine Damen und Herren, liebe Leser.Ich möchte Sie zwischendurch in diesem kleinen Walprogramm mit einer hübschen Geschichte verwöhnen, damit Sie nicht denken, Politik sei ein Geschäft, das von außergewöhnlich langweiligen Blötschköppen in staubigen Büros gemacht wird. Das stimmt nämlich überhaupt nicht, wie ich gleich beweisen werde. Politische Opposition, richtig verstanden, ist ja sehr wichtig, liebe Leser. Am Stammtisch Unser Huhn wurde da neulich eine sehr schöne Anekdote erzählt: Da war also Erwin Teufel einmal bei einer wichtigen Rede, die ein außergewöhnlich langweiliger Blötschkopp gehalten hat, vielleicht war es Hermann Schaufler, in der ersten Reihe gesessen. Und da spielte dieser wichtige Politiker doch offensichtlich ausgiebig und hingebungsvoll Taschenbillard. Jedenfalls sah man die Hand des Magnaten tief im Hosensack stecken, wo es ruckelte und zuckelte, und ein seliges Lächeln stand Teufel im Gesicht. Hinterher stellte sich aber nach einigen Nachforschungen schnell heraus, daß Erwin Teufel lediglich einen Rosenkranz in der Tasche gebetet hatte. Großes befreiendes Gelächter folgte natürlich am Stammtisch, in das hinein aber einer sagt: "Da kann ich jetzt aber nicht lachen, das ist ja gar nicht witzig." Ähnlich stelle ich mir die Arbeit im Rathaus vor. Daß man als OB manchmal einen Witz macht, ein Bauvorhaben plant - sagen wir mal die Nordtangente oder einen häßlichen Betonriegel am Europaplatz, oder einen Einkaufstempel im Depot - und dann kommt jemand ins Büro, vielleicht eine Praktikantin, und sagt: "Das ist ja gar nicht lustig". Das ist für mich eigentlich Demokratie.
Ihr Kai Schreiber |